Wie jedes Jahr beteiligt sich der Arbeitskreis Lern- und Gedenkort Annedore und Julius Leber an der Aktion Denkmal am Ort. Aber dieses Jahr ist nicht wie jedes Jahr, da unter Coronabedingungen keine Veranstaltung möglich ist. Deshalb wird mit Kurzfilmen an Menschen erinnert, die in der NS-Zeit ausgegrenzt, verfolgt, deportiert oder ermordet wurden. Denkmal am Ort findet in den teilnehmenden Städten jedes Jahr an dem Wochenende statt, das auf den Jahrestag der Kapitulation folgt. Die war für die Stadt Berlin am 2. Mai 1945.
Der Arbeitskreis hat dafür ein Video erstellt und eine Ausstellung vorbereitet. Beide befassen sich mit Annedore Lebers Buch „Doch das Zeugnis lebt fort. Der jüdische Beitrag zu unserem Leben“ von 1965. In ihrer Publikation ging es Annedore Leber zwanzig Jahre nach dem Holocaust um die Anerkennung und Würdigung des prägenden Beitrags von jüdischen Deutschen zu Staat, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Das aktuelle Jubiläumsjahr „Jüdisches Leben in Deutschland“ erinnert 2021 an 1 700 Jahre jüdischer Geschichte in Deutschland. Ein Edikt des römischen Kaisers Konstantin von 321, in dem die Kölner Gemeinde erwähnt wird, gilt als ältester Beleg jüdischen Lebens in Europa nördlich der Alpen. Das war der Anlass, uns mit Annedore Lebers Buch zu befassen.
Der Kurzfilm
Ein kleines Team aus dem Arbeitskreis hat sich Gedanken für Inhalt und Konzept eines kleinen Videos gemacht. Es geht um Annedore Leber und Julíus Leber und um Annedores Buch „Doch das Zeugnis lebt fort“. Mit Lucien Rushen Kartal, der Regie studiert hat und zur Zeit beim Stadtteilverein tätig ist, konnte das professionell realisiert werden. Rushen hat aus den Ideen ein Drehbuch erstellt. Er brachte Raffael, der Filmwissenschaft studieren möchte, als Kameramann mit. Und natürlich die beiden „Schauspieler“ Juri und Anton. Sie kennt er aus einem Baukurs, den er beim Stadtteilverein gibt. Und für die beiden Jungs war es ein spannendes Projekt. Über Annedore und Julius Leber oder den Widerstand wussten sie vorher nichts. Aber aktive Medienarbeit kannn großes Interesse an so einem Thema wecken und zur Auseinandersetzung mit Geschichte führen. Das unscheinbare Gebäude der historischen Kohlenhandlung sehen sie jetzt mit anderen Augen. Und spannend war es für sie, da auch mal rein gehen zu können.
Der Kurzfilm ist auf der Webseite denkmalamort.de veröffentlicht, kann aber auch direkt hier angeschaut werden:
Die Ausstellung
„Dieses Buch entstand in dem Gedanken, dass Wahrheit und Gerechtigkeit von uns fordern, den jüdischen Anteil an unserem Leben in Erinnerung zu rufen und bewusst zu machen, welche Werte dadurch unserem Volk, unserer Nation zuteil wurden.“
Annedore Leber im Vorwort des Buches
1965 gab Annedore Leber in ihrem Mosaik-Verlag mit „Doch das Zeugnis lebt fort“ ihr letzte Werk heraus. Annedore Leber gelang es dafür engagierte Autorinnen und Autoren zu gewinnen. Sie selbst stellte in ihrem Beitrag die Entwicklung der bürgerlichen Gleichstellung seit dem 18. Jahrhundert dar, nicht ohne auf die trotzdem weiter bestehende Diskriminierung zu verweisen.
Mit der jüdischen Journalistin Hilde Walter stand ihr für Konzeption und Recherche eine ausgewiesene Fachfrau zur Seite. Und sie hatte ein Team junger Autorinnen und Autoren für die mühevolle Recherche der biografischen Skizzen im Anhang – ein kleines Wikipedia dieser Zeit. Dabei waren auch Hans Bohrmann und Ingeborg Schütze (heute Bohrmann), die 2017 nochmal zu Besuch in der historischen Kohlenhandlung waren.
Download: pdf (1.8 MB) aller Tafeln der Ausstellung
Auf dem Gelände der historischen Kohlenhandlung steht die Ausstellung seit Samstag, 8. Mai und kann von der Parkseite aus angesehen werden.