Annedore Lebers Buch zum „jüdischen Beitrag zu unserem Leben“

Das aktuelle Jubiläumsjahr „Jüdisches Leben in Deutschland“ erinnert 2021 an 1 700 Jahre jüdischer Geschichte in Deutschland. Ein Edikt des römischen Kaisers Konstantin von 321, in dem die Kölner Gemeinde erwähnt wird, gilt als ältester Beleg jüdischen Lebens in Europa nördlich der Alpen. Aus diesem Anlass stellt der Arbeitskreis Lern- und Gedenkort Annedore und Julius Leber das Buch „Doch das Zeugnis lebt fort. Der jüdische Beitrag zu unserem Leben“1 von 1965 vor. In ihrer Publikation ging es Annedore Leber zwanzig Jahre nach dem Holocaust um die Anerkennung und Würdigung des prägenden Beitrags von jüdischen Deutschen zu Staat, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur.
Von den früher rund 160 000 Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde Berlin lebten nach dem Zweiten Weltkrieg noch 8 000 in der Stadt. 55 000 waren ermordet worden. Unmittelbar nach Kriegsende hielt die Gemeinde wieder erste Gottesdienste ab. Auch eine neue Gemeindeverwaltung wurde aufgebaut. 1959 wurde das Jüdische Gemeindehaus am Standort der zerstörten Synagoge in der Fasanenstraße eingeweiht. Es war der erste Bau eines Gemeindehauses nach dem Holocaust in Deutschland. Der Auschwitzüberlebende Heinz Galinski wurde 1949 Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Berlin. Nach deren Spaltung 1953 leitete er die West-Berliner Gemeinde bis 1992.

Trotz vieler Widerstände wurde der erste Auschwitzprozess vorbereitet. Zwischen 1963 und 1965 fand er in Frankfurt am Main statt. Angeklagt waren Aufseher und Angehörige der Lagerverwaltung des nationalsozialistischen Vernichtungslagers Auschwitz. Der Prozess fand großen Nachhall und war der erste Schritt zur öffentlichen Auseinandersetzung mit der Vernichtung der europäischen Juden.
Annedore Leber setzte mit ihrem Buch 1965 ein Zeichen der Erinnerung an die Vielfalt jüdischen Lebens in der deutschen Geschichte. Sie tat dies lange bevor es in Deutschland Jüdische Museen und Gedenkorte gab, die uns heute in vielfältiger Weise erinnern und mahnen.
Eine Ausstellung des Arbeitskreises „Lern- und Gedenkort Annedore und Julius Leber“ beim Stadtteilverein Schöneberg e. V., Mai 2021
Die einzelnen Tafeln werden in einer erweiterten Fassung hier bald zur Verfügung stehen.
Fußnoten:
1 Franz Böhm, Annedore Leber, Margarete von Eyern u.a.: Doch das Zeugnis lebt fort. Der jüdische Beitrag zu unserem Leben. Berlin, Frankfurt/Main: Verlag Annedore Leber 1965.