Jugend im Blickpunkt
Literatur zu Berufswahl und Pädagogik
Nach den Erfahrungen des Nationalsozialismus weiß Annedore Leber, wie wichtig es ist, jungen Menschen Demokratie und Toleranz nahezubringen. In ihrem Mosaik-Verlag gibt sie pädagogische Bücher und Ratgeber zu Ausbildung und Beruf heraus. Die hohe Arbeitslosigkeit nach dem Krieg veranlassen sie zur Gründung der „HandwerkerLehrstätten Britz“. Ab 1953 werden dort Jugendliche in Berufen der Metall- und Holzverarbeitung und auch in Hauswirtschaft unterrichtet. Für Annedore Leber sind Ausbildung und Arbeit eine Grundlage für die erfolgreiche Entwicklung eines demokratischen Staates.
Es ist nur folgerichtig, dass sie in ihrem Verlag auch Ratgeber für die Wahl eines geeigneten Ausbildungsberufes herausgibt: Nach dem Leitfaden Berufswahl, die erste große Lebensentscheidung erscheint 1954 313 Berufe für junge Mädchen. Autorin ist Annedore Leber selbst. Im Vorwort schreibt sie: „In jedem Menschenleben gibt es Klippen, Kämpfe und schwere Stunden. Durch rechtzeitige Berufswahl, Zielsicherheit, Mut und Selbstvertrauen kann jedoch viel erreicht werden.“ Sie betont, dass die persönliche Neigung von großer Bedeutung für die Berufswahl ist.
In dem Band werden pädagogische Berufe genauso wie Industrie- oder Wissenschaftsberufe beschrieben und ihre Voraussetzungen erläutert. Der Bogen spannt sich von der Apothekerin und Imkerin über die Modezeichnerin bis hin zur Zahntechnikerin. Ein weiterer Band in ihrer Berufsschriftenreihe ist 555 Jungensberufe in Landwirtschaft, Bergbau, Handwerk und Industrie von Artur Appelt. 1958 folgt 44 Wege zum staatlich geprüften Ingenieur, bei dem Walter Niens und Annedore Leber als Mitwirkende aufgeführt werden. Die Bände entstehen mit Unterstützung des Arbeitsministeriums und des Berliner Arbeitsamtes.
Erziehung zur Toleranz ist für Annedore Leber, die auch Vorstandsmitglied der „Gesellschaft für deutsch-jüdische Zusammenarbeit“ ist, ein weiteres zentrales Thema. Das Handbuch Rassen, Gruppen, Vorurteile und Erziehung für Pädagogen und Jugendleiter erscheint 1959 im Mosaik-Verlag. Es handelt sich um eine Übersetzung der englischen Ausgabe, die von der UNESCO in Paris herausgegeben wird.
Annedore Leber ist Mitglied der deutschen UNESCO-Kommission. Die UNOrganisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur ist nach dem Krieg eine der ersten internationalen Zusammenschlüsse, denen die Bundesrepublik Deutschland beitritt. Die Veröffentlichung geht den Wurzeln von Rassismus und Vorurteilen nach. Der Autor Cyril Bibby ist Pädagoge und Psychologe und bereitet wissenschaftliche Erkenntnisse zu einem hilfreichen Erziehungsratgeber auf. Das lebendig formulierte Buch bietet vielfältiges Material in kompakter Form. Eine Fülle von Beispielen soll im Unterricht vorurteilsfreies Denken vermitteln helfen.
Mit Geborgenheit für das Heimkind von Eva Burmeister erscheint 1964 ein Ratgeber für Sozialpädagogen im Verlag Annedore Leber.
Das Buch bietet nach Annedore Lebers Überzeugung „wichtige Anregungen …, die wir uns im Interesse der vielen deutschen Kinder, denen es an der notwendigen Geborgenheit fehlt, zunutze machen können“. Sie findet, dass in den USA „dem Kind und seinen Belangen größere Beachtung zuteil wird“. Dies ist für sie ein wichtiger Beweggrund, den amerikanischen Ratgeber in deutscher Sprache zu publizieren.
Annedore Leber: 313 Berufe für junge Mädchen, 3. verbesserte Aufl. Berlin-Schöneberg, Frankfurt/Main: Mosaik 1956.
Artur Appelt: 555 Jungenberufe in Landwirtschaft, Bergbau, Handwerk und Industrie. Berlin-Schöneberg, Frankfurt/Main: Mosaik-Verlag 1955.
Walter Niens, Annedore Leber (Mitwirkende): 44 Wege zum staatlich geprüften Ingenieur. Berlin, Frankfurt/Main: Mosaik-Verlag 1958.
Cyril Bibby: Rassen, Gruppen, Vorurteile und Erziehung. Ein Handbuch für Erzieher und Jugendleiter. Übers. aus dem Engl. von Günther Johae. Berlin, Frankfurt/Main: Mosaik-Verlag 1959.
Eva Burmeister: Geborgenheit für das Heimkind. Ein praktischer Ratgeber für Sozialpädagogen. Übers. aus dem amerik. Engl. von Irmgard Kutscher. Orginalausgabe von 1964, 2. Aufl., München: Verlag Annedore Leber 1973.