Schriftsteller, Sozialdemokrat, Widerstandskämpfer
Der expressionistische Schriftsteller, Publizist und Journalist Carlo Mierendorff ist ein leidenschaftlicher Politiker und Gegner der Nationalsozialisten. Im Widerstand ist er das Bindeglied zwischen Sozialdemokraten, dem Kreisauer Kreis und dem Militär.
Als Sohn einer bürgerlichen Familie wächst Mierendorff in Darmstadt auf. Nach dem Kriegsabitur kämpft er als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg. Während seines Jurastudiums ist er gemeinsam mit dem Schriftsteller Carl Zuckmayer in der „Sozialistischen Studentengruppe“ aktiv.
Von 1928 bis 1933 ist Mierendorff engster Mitarbeiter des hessischen Innenministers Wilhelm Leuschner. Mit ihm gemeinsam veröffentlicht er die „Boxheimer Dokumente“ der NSDAP, wodurch deren brutale Unterdrückungspläne entlarvt werden. Mit dieser Aktion macht er sich die Nationalsozialisten zum Feind.
1930 zieht Mierendorff als jüngstes Mitglied der sozialdemokratischen Fraktion in den Reichstag ein. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird er verhaftet und aus Rache schwer misshandelt.
Nach einem Leidensweg durch mehrere Konzentrationslager wird er 1938 aus der Haft entlassen. Seine Arbeit bei der Braunkohle-Benzin AG bietet ihm die Möglichkeit, sich in Berlin aufzuhalten, wo er wieder Kontakt zu alten Freunden aus Gewerkschaften und SPD wie Julius Leber und Wilhelm Leuschner aufnimmt. Er lebt als Untermieter u.a. in der Apostel-Paulus-Straße 16 in Schöneberg.
Ab Sommer 1941 gehört er zum Kern des Kreisauer Kreises. Sein Aufruf zur „Sozialistischen Aktion“ von 1943 plädiert für ein Bündnis sämtlicher oppositioneller Kräfte, um das NS-Regime zu stürzen.
Am 4.12.1943 stirbt Carlo Mierendorff während eines Luftangriffs in Leipzig.