Interessiert sehen sich Ingeborg und ihr Mann Hans Bohrmann die Ausstellung über Annedore Leber als Publizistin an. Noch stehen die Ausstellungstafeln auf dem Gelände der ehemaligen Kohlenhandlung von Annedore und Julius Leber. Bald werden sie für die kalte Jahreszeit abgebaut. Ingeborg und Hans Bohrmann sind zu Besuch aus Dortmund in Berlin. Ingeborg Bohrmann hieß 1964 noch Ingeborg Schütze als sie in der Kohlenhandlung Bruno Meyer Nachf. arbeitete. Denn in dem kleinen Häuschen betrieb Annedore Leber auch ihren Mosaik-Verlag. Ingeborg Bohrmann unterstützte Annedore Leber bei Verlagsprojekten.
Annedore Leber hatte Fritz Eberhard, den damaligen Direktor des Instituts für Publizistik der Freien Universität Berlin, Sozialdemokrat und ehemaliger Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, nach studentischen Mitarbeitern für ihren Verlag gefragt. Er hatte ihr Hans Bohrmann empfohlen, der in Annedore Lebers Verlag an dem Buch Doch das Zeugnis lebt fort. Der jüdische Beitrag zu unserem Leben mitarbeitete. Er vermittelte ihr auch seine spätere Frau, die damals Geschichte und Germanistik studierte. Annedore Leber bezahlte großzügig. „Wissen sie Fräulein Schütze“ sagte sie, „die Kasse muss stimmen und die Freundlichkeit kommt dazu“. Frau Bohrmann war auch bei Annedore Leber zu Hause im Poßweg 2 in Zehlendorf und fuhr manchmal mit ihr gemeinsam nach Schöneberg zum Verlag. „Sie ist wie der Teufel Auto gefahren“ erzählt sie. Annedore Leber starb am 29. Oktober 1968. Kurz vor ihrem Tod bekam Frau Bohrmann, die nach ihrer Arbeit im Verlag geheiratet und ein Kind bekommen hatte, von ihr noch ein Päckchen mit einem weißen Babyjäckchen.
Nach mehr als 50 Jahre stehen Ingeborg und Hans Bohrmann wieder vor dem kleinen Gebäude und freuen sich, dass hier neues Leben als Lern- und Gedenkort einziehen soll.