Berta Bernstein und ihr Sohn Joachim Bernstein lebten in der Cheruskerstr. 33, nicht weit weg von Lebers früherer Kohlenhandlung auf der roten Insel in Berlin-Schöneberg. Beide wurden am 19. Februar 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Am 21. März 2017 verlegte der Künstler Gunter Demnig vor ihrem ehemaligen Wohnhaus Stolpersteine für sie.
„Jahrelang haben wir darauf gewartet, dass diese Stolpersteine hier verlegt werden“ erzählte Wolfgang Scharf. Seine Schwiegermutter Else Senske war mit Joachim Bernstein befreundet. Wolfgang Scharf und seine Frau Dorothee begannen über die Geschichte von Joachim Bernstein und seiner Mutter Berta Bernstein zu forschen.
Die Bernsteins lebten in der Cheruskerstraße 33, 1. Aufgang, im Seitenflügel des ersten OG. Berta Bernstein geb. Cohn, 1887 in Berent/Westpreussen zur Welt gekommen, war mit Hermine Senske, der Mutter von Else Senske befreundet. Beide wuschen und mangelten Wäsche gegen Lohn. Frau Bernstein hatte einen Schrebergarten an der Wexstraße, wo Familie Senske wohnte. Ihr Mann war im 1. Weltkrieg gefallen. Dorothee Scharf erzählt von einen Ausspruch ihrer Großmutter Hermine Senske: „Hitler behauptet, dass die Juden kleine Kinder essen, aber Frau Bernstein doch nicht!“
Joachim Bernstein, 1912 geboren, schrieb an Else Senske Postkarten von Fahrten mit einer jüdischen Jugendgruppe oder Urlaubsreisen. Seine letzte Karte an Familie Senske, wenige Tage vor seiner Deportation war kurz: „Besten Gruß + baldiges Wiedersehen. Joachim B.“
Mutter und Sohn mussten in die Gipsstr. 12a ziehen, ein ehemaliges Rabbiner-Seminar der orthodoxen Gemeinde Addas Jisroel. Es diente seit August 1940 als Bereitschaftsheim zur Unterbringung von „wohnungslos gewordenen Juden“. Von dort wurden sie am 19. Februar 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Berta Bernstein war 55 Jahre, Joachim Bernstein 30 Jahre alt.
Der Künstler Gunter Demnig verlegt seit 1996 Stolpersteine für Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die Steine erinnern am letzten selbstgewählten Wohnort an die Menschen. Das Projekt ist mit über 70 Tausend Steinen in Eupopa das größte dezentrale Mahnmal der Welt.
Vielen Dank an Herrn und Frau Scharf für das Foto von Joachim Bernstein, seine Karte und die Transportliste.