Schon sehr früh erkannte Julius Leber die Gefahr des Nationalsozialismus für die Demokratie. Er stellte sich entschieden dagegen. Daraus können wir auch in der heutigen politischen Situation lernen. Das betont Dr. Stefan Heinz von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand bei der Veranstaltung im Spenerhaus, im Gemeindesaal der Königin-Luise-und-Silas-Kirchengemeinde auf der Roten Insel in Schöneberg.
Stefan Heinz skizziert Lebers Lebensweg vom unehelichen Sohn einer elsässischen Magd über die Teilnahme am Ersten Weltkrieg, seine Promotion und die Wahl zum Reichstagsabgeordneten der SPD in Lübeck. In der Weimarer Republik setzte er sich als Politiker und Chefredakteur einer sozialdemokratischen Zeitung für die Demokratie ein. Er engagierte sich auch im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Mit mehr als 1,5 Millionen Mitgliedern war das die größte Organisation der Weimarer Republik. Sie hatte das Ziel, die Demokratie gegen ihre Feinde zu verteidigen. Anfang der 1930er Jahre gründeten SPD, Reichsbanner und nahestehende Organisationen das Bündnis „Eiserne Front“ um die NS-Bewegung zu bekämpfen.


Julius Leber wurde bald nach der Machtübernahme der Nationalzozialisten verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Nach dem Ende der Haftstrafe 1935 wurde er nicht entlassen sondern in das Konzentrationslager Esterwegen eingewiesen, im Moorgebiet an der holländischen Grenze.
Überleben im Konzentrationslager
Egon Zweigart vom Arbeitskreis Lern- und Gedenkort Annedore und Julius Leber berichtet über diesen prägende Lebensabschnitt Lebers in den Konzentrationslagern Esterwegen und Sachsenhausen. Recherchen des Arbeitskreises brachten vor allem aufgrund von Zeitzeugenberichten neue Erkenntnisse dazu.
Die Häftlinge waren in den Konzentrationslagern brutaler Folter und Erniedrigungen ausgesetzt. Julius Leber war häufig das Ziel besonders brutaler Schikanen und unmenschlicher Behandlung. Lange Zeit musste er in Dunkelhaft verbringen. Aber die Solidarität anderer Häftlinge, sein eigenes mutiges Auftreten und enger Kontakt mit anderen Gegnern des Nationalsozialismus halfen ihm die zwei Jahre KZ ungebrochen zu überstehen.
Nach den Beiträgen zeigte sich das große Interesse der Besucher an den zahlreichen Fragen an die Referenten. Dörte Döhl vom Arbeitskreis moderierte dabei.
Die Veranstaltung im Spenerhaus war eine Begleitveranstaltung zur neuen Ausstellung des Arbeitskreises „Julius Leber im Konzentrationslager Esterwegen“. Die Ausstellung wird bis Oktober 2025 am Bauzaun der ehemaligen Kohlenhandlung in der Torgauer Straße gezeigt.
Artikel: Überleben im Konzentrationslager – Julius Leber in Esterwegen und Sachsenhausen