Journalist, Liberaler, erster Bundespräsident
„Eine rechte Verschwörerbude“, nannte Theodor Heuss die Kohlenhandlung von Julius Leber und schreibt: „In der Hinterstube hatte auf verhockten Sesseln die politische Leidenschaft ihre Herberge, verachtender Hass und brennende Liebe.“
Theodor Heuss studiert in München und Berlin u.a. Nationalökonomie, Geschichte und Literatur. Anschließend arbeitet er als Redakteur. Heuss zieht 1920 erneut nach Berlin und ist Schulleiter der Deutschen Hochschule für Politik. Als Gründungsmitglied der linksliberalen DDP wird er Stadtverordneter in Schöneberg und 1928 Abgeordneter des Reichstages. Er gehört der Reichsschutzorganisation „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ an.
Im März 1933 stimmt er gegen seine Überzeugung für das Ermächtigungsgesetz, im Juli wird ihm das Abgeordnetenmandat aberkannt. Als Autor von den Bücherverbrennungen 1933 auch betroffen, erhält Heuss 1936 vom NSRegime Publikationsverbot und verliert sein Lehramt. Er veröffentlicht daher unter einem Pseudonym.
Heuss und Leber lernen sich in Berlin am Schöneberger Ufer kennen und freunden sich an. Sie haben einige Gemeinsamkeiten. Heuss’ Ehefrau Elly kommt wie Leber aus dem Elsass. Der Schwiegervater von Heuss, Georg Friedrich Knapp, hatte Leber an der Universität in Straßburg unterrichtet. Nach Kriegsende ist Heuss Lizenzträger für die RheinNeckar-Zeitung, 1945/46 wird er erster Kultusminister von Württemberg-Baden und 1948 Vorsitzender der neuen FDP.
Er ist Mitglied des Parlamentarischen Rates, der das Grundgesetz ausarbeitet und 1949 beschließt. Im selben Jahr wird Heuss zum ersten Bundespräsidenten gewählt.