Dr. Robert Sackett ist zu Besuch in Berlin und schaut sich die ehmalige Kohlenhandlung von Annedore und Julius Leber in Schöneberg an. Sein Interesse gilt Annedore Leber als demokratische Aktivistin, Feministin und Schriftstellerin in der Zeit nach dem Nationalsozialismus. Dabei geht es ihm besonders um die Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialismus. Er sieht Annedore Leber dabei als eine der wichtigsten Akteurinnen ihrer Zeit.
Robert Sackett ist Professor für Geschichte an der Universität von Colarado in Colorado Springs. Seinen Besuch in Deutschland musste er wegen Corona um mehr als ein Jahr verschieben. Aber jetzt ist er endlich hier und hat viel zu tun in Deutschland. Im Bundesarchiv in Koblenz sah er tagelang den Nachlass von Annedore Leber durch. Im Archiv der sozialen Demokratie in Bonn konnte er viele wertvolle Informationen über sie finden.
In Berlin ist es ihm wichtig ihre Kohlenhandlung zu sehen. Hier hatte sie nach dem Krieg das Geschäft ihres Mannes wieder aufgebaut und führte einen Kohlengroßhandel. In dem kleinen Gebäude hatte sie aber auch ihren Verlag, in dem sie eine Reihe von Büchern zum Widerstand gegen die NS-Herrschaft herausgab. Oder auch ein Buch über das jüdische Leben in Deutschland: Doch das Zeugnis lebt fort. Robert Sackett informiert sich hier über die Pläne des Arbeitskreises einen Lern- und Gedenkort für Annedore und Julus Leber zu entwickeln. Und er kann die Materialsammlung des Arbeitskreises sichten und Dokumente für sein Thema finden.
Bewunderung und Anerkennung für Annedore Leber
Er spricht bewundernd über Annedore Leber und ihre Energie und Entschlossenheit, mit der sie sich auf vielen unterschiedlichen Gebieten engagierte: nicht nur im Verlag und im Kohlenhandel, sondern auch als Mitherausgeberin der Tageszeitung Telegraf und als Herausgeberin der Frauenzeitschrift Mosaik. Daneben war sie Mitglied des Personalgutachterausschusses für die Bundeswehr und Vorstandsmitglied der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Und sie war Delegierte der Beratenden Versammlung des Europarates und Mitgründerin der Deutschen UNESCO-Kommission. Als Vorsitzende des „Vereins für Handwerkliche Lehrstätten“ in Berlin-Britz setzte sie sich für Jugendbildung ein. Heute trägt die Einrichtung den Namen „Annedore-Leber-Berufsbildungswerk“.
Robert Sackett hat auch Annedore Lebers Grab auf dem Waldfriedhof in Zehlendorf besucht. Er wird mit vielen neuen Informationen an seine Universität in Amerika zurückkehren.