Sozialist, Kommunalpolitiker, Diplomat
„Alle 14 Tage traf ich mich mit Julius Leber“, erinnert sich Wilhelm Meißner an die Kriegsjahre in Berlin.
Meißner wird 1899 in Roßlau in Anhalt als Sohn eines Handwerksmeisters geboren. Er absolviert eine Ausbildung zum Verwaltungsangestellten. Nach kurzem Militärdienst tritt er 1919 der USPD (später SPD) bei und engagiert sich in der Kommunalpolitik und Gewerkschaftsarbeit. 1920 wird er Verbandssekretär der Gemeinde- und Staatsarbeiter in Königsberg, wo er ab 1930 besoldeter Stadtrat ist.
Ab 1933 in Berlin ansässig, findet er durch die Bekanntschaft mit Carl Friedrich Goerdeler Arbeit. Er knüpft darüber hinaus nach und nach Kontakte zu alten Gewerkschaftern und Sozialdemokraten. 1938 lernt Meißner über Otto Hörsing Julius Leber kennen. Beide werden Freunde. Meißner verschafft Leber wichtige Aufträge über seine 1934 mit Rudolph Weck gegründete Grundstücksverwaltung. So kann er sich unverdächtig mit Leber in der Kohlenhandlung oder in Cafés beim Rathaus Schöneberg treffen, wo er während seines Wehrdiensts in einem Schreibbüro arbeitet. Das letzte Treffen der beiden findet im Juni 1944 im Ratskeller in Schöneberg statt. Nach sowjetischer Kriegsgefangenschaft kommt Meißner wieder nach Berlin und wird 1946 Mitarbeiter von Otto Grotewohl in der SED.